MOZAIK gGmbH - gemeinnützige Gesellschaft für interkulturelle Bildungs- und Beratungsangebote mbH
Interkulturelle Elternarbeit am Übergang Schule-Beruf
– Good Practice Beispiel aus dem bundesweiten Begleitprojekt „Mit MigrantInnen für MigrantInnen – Interkulturelle Kooperation zur Verbesserung der Bildungsintegration“ –
1. Inhaltliche Kurzdarstellung des Begleitprojekts
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat im Rahmen des Programms „Perspektive Berufsabschluss“ das bundesweite Begleitprojekt „Mit MigrantInnen für MigrantInnen – Interkulturelle Kooperation zur Verbesserung der Bildungsintegration“ gefördert, um die Bildungsintegration junger Erwachsener mit Einwanderungsgeschichte zu verbessern. Bundesweit wurden 16 Projekte bei der Umsetzung des (Inter-)Cultural Mainstreaming-Ansatzes (ICM) beraten . Einen Schwerpunkt im Programm „Perspektive Berufsabschluss“ bildete die Kooperation bzw. Zusammenarbeit von Regeleinrichtungen, u.a. Schulen und Schulämtern, und Migrantenorganisationen. „Die Zusammenarbeit mit Jugendmigrationsdiensten und mit Migrantenorganisationen ist zu gewährleisten“, so die Formulierung in den Förderrichtlinien des BMBF-Programms. Durch die bundesweite Begleitleistungen der MOZAIK gGmbH wurden Migrantenorganisationen an neun Projektstandorten in die regionalen bzw. kommunalen Netzwerke eingebunden. Insgesamt wurden 118 Vertreter/-innen (63 w, 55m) u.a. aus 81 Migrantenorganisationen als ehrenamtliche Bildungsbeauftrage gewonnen und in die Bildungsnetzwerke der beiden BMBF-Förderinitiativen „Regionales Übergangsmanagement“ und „Abschlussorientierte modulare Nachqualifizierung“ eingebunden. Ziel des Projekts ist die Bildungsintegration junger Erwachsener mit Einwanderungsgeschichte im Bereich des Übergangs von der Schule in Ausbildung sowie beim Nachholen von Ausbildungsabschlüssen durch Nachqualifizierung zu stärken.
Die ICM-Strategie und Ergebnisse des Begleitprojekts können auch auf andere interkulturelle Bildungskontexte, Projekte und Organisationseinheiten übertragen werden.
2. Interkulturelle Elternarbeit am Übergang Schule-Beruf – Bildungsbeauftragte als Kooperationspartner in der Pilotregion Marburg-Biedenkopf
2.1 Ausgangssituation in der Pilotregion
Im Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Universitätsstadt Marburg gab es keine (interkulturellen) Elternvereine von Menschen mit Migrationshintergrund. Die bestehenden Migrantenorganisationen sind nach anderen Schwerpunkten ausgerichtet, wie beispielsweise Religion, Kultur oder Sport. Der größte Teil der Migrantenorganisationen ist türkischsprachig. In den ehrenamtlichen Migrantenorganisationen gibt es keine tragenden Strukturen und kaum spezifische Ansprechpersonen. Ehrenamtliche Vorstände und Ansprechpersonen in den Vereinen wechseln häufig.
2.2 Konkrete Ziele in der Pilotregion
- Förderung der interkulturellen Elternarbeit durch Qualifizierung von Migrantinnen und Migranten aus Migrantenorganisationen zu Bildungsbeauftragten für die niedrigschwellige Beratung und Begleitung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und deren Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigten bei Fragen zum Übergang Schule-Beruf.
- Einbindung der Bildungsbeauftragten in bestehende Netzwerke
- Regionalkonferenzen Ost/West „Jugend und Beschäftigung“;
- Runder Tisch „Jugend und Beruf“;
- Runder Tisch „ Integration“.
2.3 Umsetzungsstrategie in der Pilotregion
In Erstgesprächen wurden gemeinsam mit der Stabstelle des Landkreises Marburg-Biedenkopf (Büro für Integration) relevante Migrantenorganisationen, nach MOZAIK-Empfehlungen, ausgewählt. In einer landkreisweiten Informationsveranstaltung für Migrantenorganisationen – initiiert in Zusammenarbeit mit der MOZAIK gGmbH und unter Beteiligung des Ersten Kreisbeigeordneten des Landkreises Marburg-Biedenkopf sowie des Bürgermeisters der Stadt Marburg – wurde für die Mitarbeit im Begleitprojekt geworben. So konnten insgesamt elf Bildungsbeauftragte aus sieben Migrantenorganisationen, ein Ausländerbeirat und ein vereinsunabhängiger Multiplikator gewonnen werden, die für ihre Tätigkeiten eine Aufwandsentschädigung erhielten.
Die Bildungsbeauftragten nahmen regelmäßig an übergangsspezifischen Qualifizierungen teil und boten Jugendlichen, Eltern und Schulen aus dem eigenen sozialen Umfeld Begleitung und niedrigschwellige mehrsprachige Beratung bei Fragen zum Übergang Schule-Beruf an.
Themen der Qualifizierungsreihe:
- Schule und Bildungssystem;
- Berufsorientierung und Rolle der Eltern im Berufswahlprozess;
- Fördermöglichkeiten in Schule;
- Aus- und Weiterbildungsfragen;
- Angebote der Agentur für Arbeit und des Kreis -JobCenters;
- Unterstützung bei Bewerbungen;
- Angebote der Kammern.
Impressionen/Bilder der Qualifizierungsreihe:
2.5 Tätigkeiten der Bildungsbeauftragten (Beispiele)
- Individuelle Beratung bzw. (mehrsprachige) Einzelgespräche mit Jugendlichen und Eltern zum Thema Übergang Schule-Beruf
- Teilnahme an regionalen Veranstaltungen (z.B. Regionalkonferenzen)
- Austausch und Dialog mit Partnern des Übergangs Schule-Beruf
- Durchführung von vereinsbezogenen mehrsprachigen Informationsveranstaltungen (mit externen regionalen Partnern wie der Agentur für Arbeit, Kompetenzagentur etc.)
- Kontakt, Austausch und Begleitung u.a. von Schulen
Durch die interkulturelle Elternarbeit bzw. die Kooperation mit Migrantenorganisationen können die Jugendlichen und jungen Erwachsenen beim Übergang von der Schule in den Beruf besser unterstützt werden. Die Bildungsbeauftragten können durch mehrsprachige (Einzel-)Beratungen eine unterstützende Rolle übernehmen und auch Beratungs- und Übergangsberatungslehrer bei ihrer Arbeit unterstützend bzw. begleiten.
Im Rahmen des Projekts wurden Steckbriefe der Bildungsbeauftragten erstellt. Diese wurden in den Vereinen ausgehangen, um das Angebot der Bildungsbeauftragten bekannt zu machen.
2.6 Erfahrungsbericht einer Bildungsbeauftragen
3. Interkulturelle Netzwerke – Bildungsbeauftragte für junge Menschen!
Damit weitere Regionen von den Ergebnissen des Projekts profitieren können, initiierte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das bundesweite Transferprojekt „Interkulturelle Netzwerke – Bildungsbeauftragte für junge Menschen!“. Die Erkenntnisse des Vorläuferprojekts „Mit MigrantInnen für MigrantInnen – Interkulturelle Kooperation zur Verbesserung der Bildungsintegration“ werden hierbei aufgegriffen und erweitert.
Inhaltliche Kurzdarstellung des bundesweiten Transferprojekts
In dem bundesweiten Transferprojekt sollen Vertreter/-innen bundes- und landesweiter sowie regionaler Bildungseinrichtungen und Behörden bei der Umsetzung des (Inter-)Cultural Mainstreaming-Ansatzes bzw. zu Möglichkeiten der Einbindung von Migrantenorganisationen unterstützt und beraten werden. Ziel ist es, die Bildungsintegration junger Erwachsener mit Einwanderungsgeschichte im Bereich des Übergangs von der Schule in Ausbildung sowie beim Nachholen von Ausbildungsabschlüssen durch Nachqualifizierung zu stärken. Durch das bundesweite Transferprojekt soll die Bildungsintegration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Einwanderungsgeschichte in den regionalen Netzwerken verbessert werden. Die im Projekt ausgewählten und geschulten Bildungsbeauftragten aus Migrantenorganisationen verbessern den Zugang zur Zielgruppe und ermöglichen einen gegenseitigen Wissens- und Informationstransfer. Im Rahmen von Qualifizierungen, regelmäßigen Netzwerktreffen, Workshops und bundesweiten Fachtagungen können die Vertreter/-innen aus Migrantenorganisationen ihr Engagement in den Bereichen Übergang von der Schule in Ausbildung sowie beim Nachholen eines Ausbildungsabschlusses durch Nachqualifizierung erfolgreich einbringen.
Die MOZAIK gGmbH koordiniert das bundesweite Transferprojekt. Zu ihren Aufgaben gehört die interkulturelle Projektberatung und –begleitung bildungspolitischer Akteure, die Organisation und Durchführung von Seminaren bzw. Qualifizierungen, regionalen bzw. landesweiten Workshops und bundesweiten Fachtagungen, die Analyse und Veröffentlichung der Projektergebnisse sowie die migrationssensible Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.