Duale Ausbildung

 

PHOENIX e.V.

 

Attraktivität der dualen Ausbildung stärken:
Über Möglichkeiten der dualen Ausbildung besser informieren

 

Migrantenselbstorganisationen als Brücke zwischen Eltern und Kindern mit Migrationshintergrund und Institutionen des Bildungssystems

 

PHOENIX Köln e.V. arbeitet seit seiner Gründung im Jahr 2002 mit russisch-sprachigen Eltern und deren Kindern zusammen. Elternarbeit war für PHOENIX immer ein Schwerpunktarbeitsbereich.

Neben niedrigschwelligen Angeboten für Kinder und Jugendlichen sammelten wir besonders in den bundesweiten Projekten Migelo (MigrantenElternLotsen – gefördert von der EU und der BpB, 2009-2011) und Migovita (Junge Menschen mit Migrations-hintergrund: Vielfalt und Teilhabe im Übergang Schule- Arbeitsmarkt – gefördert vom BMFSFJ und der BpB, 2012-2015) vielfältige Erfahrungen auf dem Gebiet der erfolg-reichen Integration von jungen Menschen mit Migrationshintergrund in das deutsche Bildungssystem. Darüber hinaus arbeiten wir in Köln mit den Projekten „WORD UP!“ (gefördert vom BAMF, 2013-2016) und VIA Elternarbeit (gefördert von GBFW und Rheinenergiestiftung, mit Vorläuferprojekt 2011-2015) an mehreren Schulen täglich mit Eltern und Jugendlichen zusammen. PHOENIX war ein Initiator zur Gründung des Bundesverbandes russischsprachiger Eltern (BvrE), der in 28 Städten arbeitet, in Köln seinen Geschäftssitz hat und in dessen Vorstand PHOENIX vertreten ist.

Aus den langjährigen, vielfältigen Erfahrungen dieser Arbeit können einige Thesen gefiltert werden, die sich auf russischsprachige Menschen beziehen:

  1. Hinsichtlich Prinzipien, Ausrichtung und Zugängen zum Ausbildungssystem herrscht, besonders bei Eltern, ein sehr großes Informations- und Verständnis-defizit. Dies gilt besonders für das duale Berufsausbildungssystem. Dieses Defizit wird nicht durch die üblichen, angebotenen Informationskanäle beseitigt. Es bedarf hier kultursensibler, besonderer Anstrengungen.
  2. Trennt man die Zielgruppe in eine Minderheit von Menschen, die auch in anderen Bereichen Schwierigkeiten mit der Integration in die deutsche Gesellschaft haben und einer Mehrheit, bei der diese Schwierigkeiten geringer sind, so fällt auf, dass die jungen Menschen aus der ersten Gruppe weitgehend alleine gelassen werden und die Jugendlichen aus der zweiten Gruppe von ihren Eltern sehr stark unter Druck gesetzt werden. Für beide Gruppen bedarf es verschiedener Unterstützungsangebote.
  3. Für die Minderheit ist eine individuelle Förderung mit angemessenen Angeboten unumgänglich, um gesellschaftlich problematische Verhaltens-weisen zu vermeiden. Hier sind viele Bereiche des Hilfesystems gefordert. Migrantenselbstorganisationen können hier wichtige Hilfestellungen leisten, einerseits hinsichtlich der interkulturellen Öffnung der helfenden Einrichtungen, andererseits bei der kultursensiblen Informationsarbeit.
  4. Die Hauptarbeit von PHOENIX lag in der Vergangenheit in der Arbeit mit Eltern aus der zweiten Gruppe. Kennzeichnend für diese Gruppe ist ein erheblicher Ehrgeiz bei der Förderung ihrer Kinder, um ihnen einen gehobenen Platz in der Gesellschaft zu sichern. Erfahrungen aus der Herkunftsgesellschaft werden hier oft auf Deutschland übertragen, was nicht immer hilfreich ist. Beratende Hilfsangebote sind oft nicht bekannt oder werden nicht angenommen. Auf Grund dieser Erfahrungen aus der Herkunftsgesellschaft werden gewerbliche Ausbildungen oft als geringwertig eingeschätzt, da diese überbetrieblichen Ausbildungen oft nur Schülern mit wenig intellektuellen Zugängen, die die Schule nach der 8.Klasse verlassen hatten, vorbehalten waren. Es herrscht die Haltung vor, dass nur der Besuch eines Gymnasiums und ein Hochschul-studium eine berufliche Zukunft sichern könne. Dies wird vielen Kindern nicht gerecht, die auf dem Gymnasium oft mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben und deren Schullaufbahn oft von Misserfolgen und erhöhtem Druck geprägt ist. Dieses oft anzutreffende Szenario kann meist nur durch Information und Beratung entschärft werden. Die hohe Qualität und auch der Status mancher gewerblichen Berufsausbildung ist meist unbekannt und ent-spricht manchem Jugendlicher mehr als ein mit erheblich höherem Aufwand verbundenes Studium.
  5. Um diese und andere „Schräglagen“ zu entschärfen können Migrantenselbst-organisationen eine wichtige Rolle spielen. Schreiben und Angebote von offizieller Seite finden oft keine Resonanz, MSO können diese Menschen adäquat und kultursensibel ansprechen, an ihren Erfahrungen ansetzen und schneller Vertrauen entwickeln.

PHOENIX hat mit Elternabenden, Elterninformationsabenden, lokalen Bildungsmaßnahmen mit Multiplikator/innen sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir sehen in der Erschließung der Potentiale der Kinder mit Migrationshinter-grund ein großes gesellschaftliches Potential für die Gesellschaft, welches aber nicht ohne besondere Anstrengungen und die Einbeziehung der MSO erschlossen werden kann.

Stand: 04.5.15